NEWS

medi³ GmbH > Neuigkeiten > alle > Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Posted by: medi³
Category: alle, Trainingswelten Med. Fitness

Älterwerden birgt statistisch betrachtet eine zunehmende Krankheitsanfälligkeit – darunter auch chronische Erkrankungen – sowie ein steigendes Risiko an Mehrfacherkrankungen. Der steigende Versorgungs- und Pflegebedarf stellt das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Eine Antwort zur Prävention lautet daher: Gesundheitssport.

Der gesundheitsorientierte Sport befindet sich in Deutschland nicht nur aufgrund der im Wandel begriffenen demografischen Situation auf dem Vormarsch, sondern ist zugleich Ausdruck eines zunehmenden Gesundheitsbewusstseins. Die AZ hat mit verschiedenen Experten über eine Vielzahl an Themen rund um den Sport- und Gesundheitsbereich gesprochen und diese problemorientiert beleuchtet. Thema heute: Sport und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

„Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben ist relativ hoch. Tatsächlich stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der westlichen Welt sogar die häufigste Todesursache dar“, weiß Mathias Middendorf, Facharzt für Innere Medizin und Hausarzt. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2019 35,3 Prozent der Todesfälle in Deutschland (331.211 Menschen) auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen, gefolgt von Tumorerkrankungen (231.318 Menschen).

Die vier Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind demnach Rauchen, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Fettstoffwechselstörungen, insbesondere die Cholesterinerhöhung. „Auch mit höherem Lebensalter steigt dieses Risiko. Familiäre Häufungen treten auf und haben ihren Ursprung im Lebensstil oder sind Folge genetischer Ursachen. Deutliches Über- oder Untergewicht sind ebenfalls Risikofaktoren für eine verkürzte Lebenserwartung“, ergänzt Middendorf.

Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen – also Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße, zu denen neben etlichen anderen Krankheitsbildern etwa der Herzinfarkt (die Unterbrechung des Blutflusses in einem Herzkranzgefäß) oder die Herzinsuffizienz (der Herzmuskel kann die nötige Pumpleistung zur Versorgung des Körpers nicht mehr aufbringen), zählen – beizukommen, gibt es in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der medizinischen Intervention verschiedene Therapiemöglichkeiten: So wird zwischen der sogenannten  Primärprävention (Vorbeugung noch vor Auftreten einer Erkrankung) und der  Sekundärprävention (Vorbeugung nach bereits erfolgter Erkrankung) unterschieden. „Ziel einer Therapie ist die Vermeidung von Gefäßkomplikationen, zu denen ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt sowie Durchblutungsstörungen der Beine oder sonstiger Gefäße im Körper oder seinen Organen gehören“, betont der Facharzt für Innere Medizin. Demnach könnten sogar Demenzerkrankungen gefäßbedingte Ursachen haben.

Doch was genau ist unter Gefäßkomplikationen zu verstehen? „All die zuvor genannten Risikofaktoren verursachen eine Arteriosklerose, oder vereinfacht übersetzt eine Gefäßverkalkung“, sagt Middendorf. Die Gefäße seien dabei durch Ablagerungen, etwa aus Fetten und Blutgerinnseln, mehr oder minder verstopft. Ab einer Gefäßverengung von 70 bis 90 Prozent des Gefäßdurchmessers würden abhängig vom Ort der Gefäßverengung Beschwerden auftreten, zum Beispiel Lähmungserscheinungen im Falle eines Schlaganfalls, Brustschmerzen bei Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, Luftnot (zunächst unter Belastung, später auch in Ruhe) oder eine verkürzte Gehstrecke mit Auftreten von Schmerzen im durchblutungsgestörten Bein. „Beschwerden wie neu aufgetretene Brustschmerzen oder Lähmungserscheinungen sowie akut aufgetretene Sprachstörungen sind medizinische Notfälle und bedürfen einer sofortigen unverzüglichen Krankenhausbehandlung“, so der Facharzt weiter. Bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen zudem regelmäßig medikamentös behandelt werden.

Die Möglichkeiten, individuell im Sinne der Vermeidung einer Gefäßerkrankung beziehungsweise auf ein Fortschreiten einer bestehenden Gefäßerkrankung Einfluss zu nehmen, sind – sowohl in Form der Primär- als auch in Form der Sekundärprävention – breit gefächert. „Der Schlüssel ist hier ganz klar die Änderung des Lebensstils, der auf gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und gegebenenfalls auch Bewegungssport fußen sollte“, befindet Middendorf.

Zu einer gesunden Ernährung gehören in den Augen des Facharztes eine fettarme und zuckerreduzierte Kost, Gemüse und Salat. Fleisch sollte demnach – wenn überhaupt – nicht mehr als zwei- bis dreimal pro Woche gegessen werden. Grundsätzlich sei es hilfreich, regelmäßig, ausgewählt und in Maßen Nahrung zuzuführen und Überflüssiges, etwa Süßigkeiten oder Salzgebäck, größtenteils zu vermeiden. „Hierbei handelt es sich um prinzipiell überflüssige Nahrung und damit um überflüssige Kalorien“, meint Middendorf. Dass Wasser Säften und zuckerhaltigen Getränken vorzuziehen sei und Alkohol nur in geringen Maßen und nicht täglich konsumiert werden sollte, verstehe sich von selbst (Für genauere Ausführungen siehe auch Folge 8: Ernährung).

Neben der Ernährung ist Bewegung bei der Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen von zentraler Bedeutung: „Abgesehen von der Verbrennung von Kalorien wird durch Bewegung der Kreislauf trainiert und die Durchblutung des Körpers verbessert. Dies gilt sowohl für Patienten mit einer bereits bestehenden Gefäßerkrankung als auch für Menschen ohne Gefäßerkrankung“, erklärt der Alfelder Arzt. Weitere entscheidende Folgen von Bewegung seien die Anregung des Knochenstoffwechsels, die Schulung des Gleichgewichtsorgans sowie die Abnahme der Sturzneigung – allesamt für einen besseren Gesundheitszustand verantwortlich und somit auch Grundlage für eine geringere Wahrscheinlichkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden oder deren Verschlimmerung zu erleben.

Einige weitere Praxis und Bewegungstipps:

  • Moderates Ausdauertraining: Genau wie Facharzt Mathias Middendorf sieht auch Marc Burghardt vom Alfelder Therapie-, Sport- und Rückenzentrum „Medi3“ einen gesunden Lebensstil als entscheidend, um Herz-Kreislauferkrankungen vorzubeugen. Der Gesundheitsfachmann empfiehlt ein kontrolliertes und begleitetes Training: „Um das Herz-Kreislauf-Training angemessen zu konzipieren, empfiehlt sich ein Belastungs-EKG beim Arzt. Basierend auf den Ergebnissen kann dann ein individueller Trainingsplan erstellt werden. Es bietet sich total an, entscheidende Körperreaktionen mittels Pulsgurt zu überwachen, um zu hohe Belastungen zu vermeiden“, sagt Burghardt. Aktivitäten im Freien, wie beispielsweise Spazierengehen, Nordic Walking, Laufen oder Fahrradfahren, würden sich ebenfalls anbieten, während isolierter Kraftsport nicht zielführend sei. „Kraftsport alleine trainiert die entsprechenden Muskeln, kann die Bewegungsfähigkeit in den eingeschränkten Gelenken und der Muskulatur fördern, ist aber kein Kreislauftraining“, betont Middendorf.
  • Ausreichend schlafen und Stress reduzieren: „Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ausreichend und vor allem erholsamer Schlaf äußerst wichtig“, meint Middendorf. Ein ausgeruhter Körper sei deutlich widerstandsfähiger. Laut Fitnessexperte Burghardt ist es zudem von Bedeutung, das allgemeine Stressniveau zu reduzieren. „Hier ist Bewegung ebenfalls von großer Bedeutung, da sportliche Aktivität eine Ausgleichsfunktion innehat“, meint er. Nicht zu unterschätzen sei in diesem Zusammenhang auch die soziale Komponente, sagt Burghardt. „Bewegung in der Gruppe oder mit Freunden kann hoch motivierend sein und Freude bereiten“, weiß auch Middendorf.
  • Routinen schaffen: Will man seinen Lebensstil im Sinne der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachhaltig umstellen, bietet sich das Etablieren von Routinen an. „Man sollte eine feste Zeit pro Tag für Bewegung und der vertieften Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit, etwa hinsichtlich einer gesunden Ernährung, einplanen“, befindet Burghardt. Als minimales Bewegungsziel sollte man sich 30 Minuten pro Tag setzen, ergänzt Middendorf. „Bewegungsapps auf dem Smartphone, zum Beispiel mit Schrittzähler oder Fitness-Tracker anderer Art können dabei hilfreich sein“, so der Facharzt weiter. Entscheidend sei aber stets die Eigenmotivation und der daran gekoppelte Wille, Zeit in die eigene Gesundheit zu investieren.
  • Förderung in Anspruch nehmen: Fernab der selbstorganisierten und -finanzierten Bewegungsaktivität können Krankenkassen hilfreiche Anlaufstellen sein. „Hier besteht zweimal jährlich die Möglichkeit, Zuschüsse für Präventionskurse zu bekommen“, sagt Burghardt. Experten-geleitete Kurse seien ein guter Anfang, um körperliche Aktivität langfristig in den Alltag zu integrieren und zugleich Überbelastungen zu vermeiden.