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Schulterverletzungen

Posted by: medi³
Category: alle

Alfeld. Noch ruht der organisierte Freizeit- und Amateursport vielerorts. Während der Kinder- und Jugendsport bereits wieder Fahrt aufgenommen hat, stehen die Erwachsenen in den Startlöchern. Doch die Wiederaufnahme des Sporttreibens mit Wettkampfcharakter birgt auch ein großes Risiko: Sportverletzungen.

Die AZ hat sich vor diesem Hintergrund mit ausgewiesenen Experten unterhalten und typische Verletzungserscheinungen des Sportbereichs unter die Lupe genommen. Thema heute: Schulterverletzungen.

 

Eines der komplexesten Gelenke

„Das Schultergelenk ist eines der komplexesten Gelenke im menschlichen Körper“, sagt Sebastian   Schmidt, Physiotherapeut im Alfelder Therapie-, Sport- und Rückenzentrum „Medi3“. Die Besonderheit des Schultergelenks – so wird dieses vor allem durch die umliegende Muskulatur gesichert und in seiner Beweglichkeit kaum durch knöcherne Strukturen eingeschränkt – ist zugleich sein wunder Punkt: „Gerade Sportarten wie Handball oder Tennis, bei denen die Schulter mitunter sehr starken Belastungen ausgesetzt ist, führen nicht selten zu Ausrenkungen sowie Muskel- und Sehnenrissen im Bereich der Muskeln und Bänder, die das Gelenk einschließen, der sogenannten Rotatorenmanschette“, weiß Schmidt.

 

Ausrenkung klassische Verletzung

Die vielleicht klassischste Schulterverletzung stellen demnach Ausrenkungen (Luxationen) dar: „Eine solche Verletzung tritt zum Beispiel auf, wenn beim Handball in den seitlich gestreckten, nach außen gedrehten Arm gegriffen wird“, betont Schmidt. Die Krafteinwirkung sorge dann dafür, dass der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne rutsche. Das Resultat seien ein Verletzungstrauma und eine instabile Schulter.

„Oftmals geht mit Ausrenkungen auch ein Einriss der Kapsel, die das Schultergelenk umgibt, einher. Die Folgen sind in der Regel Wassereinlagerungen und Entzündungen“, erklärt der Physiotherapeut. In der Rehabilitationsphase werde das Gelenk in der Pfanne mittels manueller Therapie zunächst zentriert, ehe die Beweglichkeit sukzessive wieder erworben werde. Ein gezieltes Kräftigungstraining sei der letzte Schritt auf dem Weg zurück zur vollen Leistungsfähigkeit. „Bei einem starken Trauma kann der Knorpel zerreißen – dann ist vor der Therapie in der Regel eine Operation von Nöten“, ergänzt Schmidt.

 

Ständige Überdehnung und Stürze als Risiko

Eine ebenfalls typische Handballer-Problematik sind Teilrisse im Bereich der die Schulter umgebenden Muskeln und Bänder. „Wenn man über viele Jahre Handball spielt, ist es normal, dass einige Teil der Rotatorenmanschette stärker belastet werden als andere“, sagt der Physiotherapeut. So werde die Schultermuskulatur immer wieder stark beansprucht – die damit einhergehende ständige Überdehnung einiger Bänder respektive die Überbelastung der Muskulatur führe dann zu Entzündungen, die bei ausbleibender Therapie chronisch werden könnten.

Ebenfalls typisch für den Handballsport seien Verletzungen im Bereich der Knorpellippe und der Schulterblattgelenkpfanne aufgrund chronischer Überlastung durch ständige Wurfbewegungen. „Weitere Ursachen können Stürze auf den ausgestreckten Arm oder das Heben einer schweren Last sein“, erklärt Schmidts Kollege und Sportwissenschafler Marc Burghardt. Auf diese Weise würde ein unerwarteter Zug auf die gespannte Bizepssehne entstehen. Auch hier sei eine zumeist konservative Therapie ratsam, um Funktion und Beweglichkeit des Schultergelenks wiederherzustellen.

 

Präventionstraining und Aufwärmen geeignete Maßnahmen

Mit Blick auf den Tennissport ist zudem das das Einklemmen von Muskeln und Sehnen innerhalb des Gelenks (Impingementsyndrom) nennenswert. „Hierbei handelt es sich um Verschleißerscheinungen, die zum Beispiel bei Überkopfbällen zu Schmerzen führen können“, sagt Burghardt. Neben Entzündungen könnten sogar Teilabrisse der Rotatorenmanschette oder Abrisse der Knorpellippe entstehen. „In den meisten Fällen reicht hier jedoch eine individuelle, konservative Therapie aus“, so der Experte weiter.

Weitere Schulterverletzungen, die im sportlichen Kontext auftreten, seien die Schultereckgelenkssprengung, der Schulterblatt- und der Schlüsselbeinbruch sowie Schleimbeutelentzündungen. „Die Eckgelenkssprengung sowie die Brüche sind oft Folge von schweren Stürzen, wohingegen Verletzungen des Schleimbeutels in der Mehrzahl aus chronischer Überlastung resultieren“, erklärt Burghardt

Während die Therapie all jener Verletzungen individuell ausgerichtet werden müsse, stelle sich die Auswahl von Präventionsmaßnahmen übersichtlich dar: „Ich empfehle ein ganzheitliches Muskeltraining – und zwar nicht isolierter Muskeln, sondern von Muskelketten. Außerdem sollte dem Aufwärmen vor dem Sporttreiben große Bedeutung beigemessen werden“, so Burghardt abschließend.

 

So ist die Schulter aufgebaut:

Das Schultergelenk ist ein sogenanntes Kugelgelenk, das aufgrund seiner Beschaffenheit (Bewegung um drei Achsen möglich) das Gelenk mit dem größten Bewegungsausmaß im menschlichen Körper darstellt – was zugleich eine große Verletzungsgefahr beinhaltet.

Im Wesentlichen wird das Schultergelenk aus dem Oberarmgelenkkopf und der Schulterblattgelenkpfanne, deren Rand durch eine knorplige Schicht verstärkt wird, gebildet. Die Stabilität der Schulter wird vor allem durch verhältnismäßig schwache Bänder und Muskulatur gewährleistet, die das Gelenk einschließen. Der darüber liegende Schleimbeutel dient als Gleitschicht, das Schulterdach begrenzt den Gleitraum nach oben.

Abgesehen vom inneren Schultergelenk wirken sich das Schultereckgelenk und das Schulterblatt auf die Beweglichkeit der Schulter aus.